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Schreibwerkstatt


 

 

Hier sind alle willkommen, die Spaß am Entstehen von Geschichten, Gedichten oder anderen Textformen haben..

Ob Ihr schon einmal etwas zu Papier gebracht habt oder es nur mal ausprobieren wollt, schaut einfach herein. Hier gibt es kein richtig oder falsch, nur die Liebe zur Schreibkunst. Wer möchte, kann auch erst einmal nur zuhören. Es lohnt sich.

 

Kosten entstehen kaum. Ihr benötigt lediglich einen Block und einen Stift. Etwas Fantasie wäre gut.

 

Ansprechpartner:

Dirk Hoffmann

Kostproben:

Ein paar "Kostproben" haben wir auch:

 

 

 

 

                     Dirk Hoffmann

       Wie Anna ihr Lachen wiederfand

 

„Opa ist jetzt im Himmel“, hatte Mutter gesagt. Anna sah hinauf. Kleine weiße Wolken zogen über den blau strahlenden Himmel. „Opa passt vom Himmel aus auf uns auf“, hatte Mutter noch gesagt. Anna suchte nach Opas Gesicht. Sie konnte ihn nirgends entdecken. So sehr sie ihn auch suchte. Nichts…

 

Eine Träne lief ihr über die Wange. „Opa! Wo bist du?“, rief sie voller Sehnsucht. Sie bekam keine Antwort. Die ganze Welt schien ihr leer. Sie vermisste Opas lustige Grimassen. Niemand konnte so lachen wie er. Und was noch viel wichtiger war: Niemand brachte andere so zum Lachen wie er. Wenn Opa da war, konnte niemand traurig sein. Schon gar nicht Anna. Opa sah sofort, wenn sie traurig war. ‘Warum so betrübt? ‘, fragte er dann. ‚Wo hat sich dein Lachen wieder versteckt? Wollen wir es suchen? ‘ Dabei verzog er sein Gesicht so unnatürlich, dass sie sofort lauthals lachen musste. Danach ging es ihr direkt besser und sie erzählte Opa, was sie bedrückte.

 

 

Jetzt saß Anna im Garten auf der Bank, sah zum Himmel und dachte: ‘Wer findet nun mein Lachen? ‘

 

Lange starrte Anna so in den Himmel. Bis ein Geräusch sie aufschreckte. Sie wusste nicht gleich, was es war. Erst als ein schwarzer Punkt sichtbar wurde, erkannte sie das Flugzeug.“Hallo, Flugzeug!“, rief sie. „Kannst du Opa da oben irgendwo sehen?“. Das Flugzeug aber gab keine Antwort. Es glitt an der Sonne vorbei und verschwand in der Ferne. Bald war es wieder still.

 

„Ich muss da hinauf!“, dachte Anna. Irgendwie musste sie ein Flugzeug finden, das sie in den Himmel bringen würde. Dieser Gedanke erfüllte sie so stark, dass sie ihre Trauer für eine Weile vergaß. Sie wusste, da oben würde sie ihren geliebten Opa wieder finden.
Nur wie sie das anstellen wollte, wusste sie noch nicht.

 

Anna merkte nicht, dass sie beobachtet wurde.
Mit besorgtem Blick stand ihre Mutter am Küchenfenster. Sie sorgte sich sehr um ihre kleine Tochter. Der plötzliche Tod ihres Großvaters hatte Anna schwer zugesetzt. Die beiden hatten ein sehr inniges Verhältnis zueinander gehabt. Mit ihren siebeneinhalb Jahren konnte Anna nicht begreifen, dass ein Mensch von einem Tag auf den anderen nicht mehr da war.
Sie selbst konnte es ja kaum glauben, als ihr Vater aus heiterem Himmel einen Herzinfarkt bekam. Es veränderte alles. Sie sah Anna seitdem nie mehr lachen. Es zerriss ihr das Herz, als sie Anna da draußen nach ihrem Opa rufen hörte.
Wie gern hätte sie ihrer Tochter geholfen…

Die Tage vergingen. Anna weinte nicht mehr, lachte aber auch nicht. Sie las in Opas Büchern. Alles, was sie über Flugzeuge finden konnte. Wo würde sie ein Flugzeug finden, as sie zu ihrem Opa bringen könnte? Flughäfen erregten ihr Interesse ganz besonders. Da, wo die Flugzeuge starteten, da musste sie hin!

 

„Mama“, fragte sie eines Morgens beim Frühstück, „Wo ist der nächste Flughafen?“
„Wie bitte?“ Vor Schreck rutschte der Mutter beinahe die Kaffeetasse aus der Hand.
Flughafen? – Was willst du denn da?“ „Ich will in den Himmel fliegen! Zu Opa!“

„Zu Opa…“ Die Mutter wusste nicht was sie sagen sollte. Stumm und verwirrt sah sie ihre Tochter an. „Na, ich will Opa besuchen. Sehen, ob es ihm da oben gut geht.“
„Bitte…?“
„Du sagst doch, Opa ist im Himmel. Von hier unten kann ich ihn aber nicht sehen. Ich muss näher ran! Verstehst du? Und er sieht mich wohl auch nicht…“
„Kind…, wie kommst du denn auf so etwas?“
„Kannst du mich zu einem Flughafen bringen, Mama? Bitte…“
„Anna, so einfach ist das nicht.“
„Doch! Du selbst hast doch gesagt, Opa ist im Himmel. Ich bin zu klein, dass er mich von oben erkennen kann. Deshalb muss ich hinauf fliegen. Ich muss einfach!“
Ein bedeutsames Schweigen trat ein. Die Mutter dachte nach. Anna blickte sie erwartungsvoll an.
´Was würde Vater der Kleinen jetzt wohl sagen? ´, dachte  sie. Auch ihr war er stets ein guter Ratgeber gewesen. Wie gern hätte sie ihn gefragt.
„Also gut, Anna“, sagte sie schließlich, „Wenn du unbedingt willst, besuchen wir einen Flughafen.“ Kaum merkbar erschien der Hauch eines Lächelns auf Annas Gesicht.
„Danke!“

 

Der kleine Flughafen lag am Ende der Stadt. Es war ein Flughafen für Hobbyflieger und kleinere Chartermaschinen.
Anna verfolgte mit großem Interesse die Landung eines kleinen Privatflugzeugs. Langsam sank es vom Himmel herab.
„Hast du Opa gesehen?“, hätte sie am liebsten gefragt. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Sanft setzte das Flugzeug auf, rollte über die Landebahn und kam zum Stehen.
„Das ist ein Charterflugzeug“, erklärte die Mutter, man kann es für Flugstrecken innerhalb Deutschlands mieten. Aber das ist vermutlich sehr teuer.“
„Wollen Sie ein Flugzeug mieten?“ Ein junger Mann gesellte sich unbemerkt zu ihnen. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.“
„Fliegst du ein Flugzeug?“, platzte Anna heraus, „Ich muss unbedingt in den Himmel!“
„Na, du bist aber direkt!“, sagte der Mann und lächelte Anna an.
„Fliegst du nun oder fliegst du nicht?“, wurde Anna ungeduldig, „Ich muss unbedingt zu Opa!“, mit ernster Miene sah Anna den Mann an.
„Anna!“, sagte die Mutter entrüstet.
„Schon gut“, beschwichtigte der Mann, „Wo wohnt denn dein Opa?“
„Im Himmel. Das hab ich doch gesagt!“
„Im Himmel…“
„Ihr Opa, mein Vater, ist vor kurzem gestorben“, nahm die Mutter das Wort auf. Da begriff der Mann.
„Ach so. Das tut mir Leid. Armes Ding. Deshalb willst du… Nanu…“
Der Mann verstummte. Anna war nicht mehr da.
„Wo ist sie denn?“
„Oh nein! Sie wird sich jemand anderes suchen, der sie fliegt. Wir müssen sie… Ich meine, ich muss sie finden!“
„Ich werde Ihnen helfen!“
„Danke! Das ist nicht nötig.“
„Ich möchte es aber gern! Ich muss nur mal eben mein Flugzeug sichern. Der Schlüssel steckt noch in der Tür.“
„Dann sind Sie Pilot?“
„Ja. Das ist mein Hobby. Die kleine Cessna, da drüben.“ Er wies mit dem Finger auf ein kleines Flugzeug, das hinter ihm im Hangar stand. „Ich bin gleich wieder da.“

Als der Pilot bei seinem Flugzeug angekommen war, stellte er fest, dass die Tür offen stand.
„Ich bin hier drin!“, rief eine Mädchenstimme, die er sofort wiedererkannte. „Ich gehe aber erst hier raus, wenn du mich zu Opa gebracht hast!“
‚Was lässt du Trottel auch den Schlüssel stecken! `, schalt er sich selbst in Gedanken, war jedoch froh, die Kleine gefunden zu haben. Er winkt der Mutter. „Ich habe die Kleine!“ Sofort kam sie angerannt.
„Da, im Flugzeug.“
„Anna! Komm sofort da raus!“, schimpfte die Mutter.
„Nein! Erst, wenn ich bei Opa war!“
„Sie weiß, was sie will!“, stellte der Pilot fest, „Das gefällt mir. Ich könnte einen Rundflug mit Ihnen machen.“
„Danke!“, sagte die Mutter. „Aber das können wir uns nicht leisten.“
„Ich muss aber hinauf!“, kam es von Anna. „Ich habe meine Spardose geöffnet. Ich bezahle den Flug. Ich habe 14 Euro und 52 Cent!“
„Kind, das reicht doch nicht.“
„Doch!“ Der Pilot fand nun immer mehr Gefallen an Anna. „Das genügt mir!“
Die Mutter tippelte von einen Fuß auf den anderen. „Ich… Ich…“
„Sie möchten nicht fliegen?“
„Ehrlich gesagt, ist mir das nicht geheuer.“
„Also gut. Bleiben Sie unten. Keine Sorge! Ich bringe Ihnen Ihre Tochter sicher und heile wieder zurück!“
Die Mutter nickte. Sie war nicht ohne Sorge, wusste aber, dass Nichts und Niemand Anna jetzt noch davon abhalten konnte.

 

 

 

Ein paar Minuten später rollte die Cessna auf die Startbahn. Anna war sehr aufgeregt.
„Sicher angeschnallt?“, fragte der Pilot, der natürlich selbst dafür gesorgt hatte. „Jetzt gibt es kein Zurück mehr! Du kannst übrigens Max zu mir sagen. Los geht`s!“
Langsam zog Max das Flugzeug nach oben. Die Mutter wurde unter ihnen immer kleiner, bis sie nur noch als Punkt zu erkennen war.
„Jetzt komme ich, Opa!“, rief Anna.
Sie sah aus dem Fenster. Von hier oben wirkte die Welt wie ein großes Spielzimmer. Alles war winzig klein. Die umherlaufenden Menschen glichen Ameisen. Kleine weiße Wolken zogen am Fenster vorbei. Nirgends ein Zeichen von Opa.

 

„Opa, wo bist du? Opa, ich bin hier!“
Opa antwortete nicht. Verzweiflung stieg in Anna auf. Ans Aufgeben dachte sie jedoch nicht.
„Wir müssen höher fliegen, Max!“
„Ich fürchte, das wird dir nichts nützen.“
„Aber Mama hat gesagt, Opa ist hier im Himmel. Wir sind einfach noch nicht hoch genug!“
„Weißt du, viel höher kann ich mit diesem kleinen Flugzeug nicht fliegen. Das ist auch nicht nötig. Deine Mutter hat Recht, wenn sie sagt dein Opa ist im Himmel. Diesen Himmel können wir aber erst betreten, wenn wir dorthin gerufen werden.“
„Aber ich will Opa sehen! Ich vermisse ihn so sehr!“, weinte Anna, die nun doch ihre Hoffnung verlor.
„Dein Opa muss ja ein toller Kerl gewesen sein“, stellte Max fest und strich ihr sanft durchs Haar.
„Kannst du mich denn gar nicht zu ihm bringen?“
„Leider nein. Ich habe das auch einmal geglaubt. Ich habe früh meinen Vater verloren. Mama hat mir auch immer wieder erzählt, er wäre im Himmel. Genau wie du, wollte ich unbedingt zu ihm. Ich wollte ihn besuchen.“
„Hast du ihn gesehen?“
„Nicht so, wie ich geglaubt habe. Aber ich habe ihn gefunden. Er ist jetzt hier.“, Max deutete mit seiner rechten Hand auf seine linke Brust.
„Wie meinst du das?“, Anna schaute auf Max.
„Die, die wir geliebt haben oder die uns geliebt haben, leben in uns weiter. Dadurch, dass wir uns an sie erinnern. Die schönsten Erlebnisse, die besten Eigenschaften und vor allem, das was wir für sie gefühlt haben, bleibt bei uns zurück.“

 

Eine Weile schwiegen beide. Max flog im Kreis über die Stadt. Um das drückende Schweigen zu beenden, fragte er endlich: „Was hast du denn an deinem Opa am meisten geschätzt?“
Anna dachte nach.
Auf einmal sah sie Opas lustiges Gesicht, mit dem er sie stets aufmunterte.
„Opas lustiges Gesicht“, sagte sie schmunzelnd. „Wenn ich traurig war, sagte er: `Wir müssen dein Lachen suchen` und dann verzog er sein ganzes Gesicht.“
„Könntest du mir das vormachen?“ Max freute sich, Anna schmunzeln zu sehen.
„Soll ich wirklich?“, fragte sie unsicher.
„Ja! Ich würde gerne sehen, wie er dich zum Lachen bringen konnte.“
„Ich versuch es einmal.“ Anna verzog ihr Gesicht. Sie zog die Mundwinkel, so weit sie konnte nach oben, rümpfte die Nase und machte große Augen.
Max prustete vor Lachen, dass ihm der Steuerknüppel entglitt. Das Flugzeug schaukelte etwas, aber er hatte es sofort wieder unter Kontrolle.
Anna musste so sehr über sich selbst lachen, dass sie das gar nicht mitbekam. Max lachte fröhlich mit. Wie schön war es, dass Anna nicht mehr weinte.

 

„Ich glaube du hast deinen Opa gefunden.“, sagte Max, nachdem sie sich etwas beruhigt hatten. „Jetzt musst du ihn nur noch festhalten.“
„Ja, ich will ihn festhalten!“ wiederholte Anna feierlich.
Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, das sich halten sollte, bis sie wieder vor ihrer Mutter stand.

 

„Was haben sie mit Anna gemacht?“ Die Mutter konnte es gar nicht fassen, als sie ihre glücklich lächelnde Tochter sah.
„Max hat mir gezeigt, dass Opa hier in mir ist!“ Anna hielt mit ihrer rechten Hand ihre linke Brust fest.
„Da lasse ich ihn nie wieder heraus!“
Noch einmal zeigte sie das lustige Lachen, das wirklich sehr an ihren Großvater erinnerte.
Alle drei lachten, dass es wohl auf dem ganzen Flughafen zu hören gewesen sein musste.

 

Seit diesem Tag war es Anna, die stets alle zum Lachen brachte.
Immer wenn sie lachte, dachte sie an ihren Opa.
Sie sah sein Gesicht vor sich und sagte in Gedanken:

 

 

„Ich hab dich lieb, Opa!"

 

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                                   Bea Taylor

 Gedanken im Frühling

 

Ich liebe den Frühling.

Ich liebe die Natur, kann mich einfach nicht sattsehen. Möchte einfach nur schauen und schauen! Egal, ob wilde Landschaften oder zahme Gärten, das prächtige Farbenspiel der Wälder im Herbst. Faszinierend - und gratis! Leider bin ich seit einigen Jahren nicht  mehr  so gut zu Fuß. So wandern nun meine Augen für mich. Sie schweifen ausgiebig durch Bücher, Zeitschriften, das Fernsehprogramm und - ganz modern - durchs Internet. Übrigens, eine tolle Erfindung, die mich an Dingen teilhaben läßt, die für mich unerreichbar geworden sind. Auf neudeutsch nennt man das wohl Inklusion. Bäume ziehen mich magisch an. Wir sind Freunde. Ihre ausladenden Kronen behüten und schützen mich. So denke ich wehmütig an lange Waldspaziergänge zurück. Leider ist die Natur nicht behindertenfreundlich ausgerichtet! Können Sie sich planierte Waldwege vorstellen, jede Wurzel sorgfältig beseitigt - so wie ein Koch mittels einer Pinzette jede einzelne Gräte aus dem Fischfilet entfernt? Da würden unsere Wälder wohl schnell zu Autobahnen mutieren, Fahrrad und Co.. Auf ebene Strecken rast es sich halt schöner. Aber wie wäre es mit Höhenwanderungen? Z.B. Bayrischer Wald, Rennsteig und dergleichen, Hochsauerland tut's auch! Einen  Aufzug an jeder Steigung bzw. Rampen zur Überbrückung jedweder Unebenheiten. Dazu jeder Stein bitte zur Seite geräumt - inklusive Zaun, der das zurückrollen auf die Wegstrecke verhindert? Ich jedenfalls kann es mir nicht vorstellen, aber der Gedanke an was wäre wenn... tröstet mich über den Verlust mancher Freiheiten hinweg. Ein schöner Bildband oder Beiträge im TV oder Internet tun das Ihre.

 Kommt dann aber der Frühling und die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, genügt mir schon ein schattiges Plätzchen auf meinem Balkon. Hyazinthen, Tulpen und Narzissen recken ihre Hälse gen Himmel. Die Blüten öffnen sich und mit ihnen die Geruchsflakons von Mutter Natur!

Und ich bin mitten drin!

 

Noch schöner ist es im Garten und auf der Terasse der BARKE am Elper Weg in Recklinghausen. Nicht nur die Gerüche betören meine Nase, nein, auch meinen Augen wird eine grandiose Show geboten. Blütenknospen brechen auf, ein Blütenmeer entsteht... die Vögel zwitschern um die Wette, sammeln eifrig Nistmaterial. Eichhörnchen bereiten ihre Kobel für den Nachwuchs vor. Da wird schon mal das eine oder andere flauschige Sitzkissen auf derTerasse zerzupft! Kommt dann noch Nachbars dicker Kater auf einen Schmusemoment vorbei, bin ich dem 7. Himmel eine Stufe näher.

Es ist Frühling!

 

 

                                   Helloween

Wundersame Reise mit Helloweena

 

„Wie schön der Sternenhimmel heute leuchtet“, flüsterte Emily während sie aus dem Fenster ihres kleinen Zimmers blickte. Die Luft war so klar, dass sie glaubte das ganze Universum sehen zu können. Überall blinkte und glitzerte es. Mitten in all dem Funkeln thronte ein majestätischer Mond, der beinah so hell strahlte wie es gewöhnlich nur die Sonne vermochte.

„Warum strahlt der Mond heute so?“, dachte Emily laut.

„Weil heute Halloween ist“, antwortete eine fröhliche Stimme, „Halloweena fliegt durch die Nacht und lässt die ganze Welt leuchten!“

Erschrocken wich Emily zurück ins Zimmer.

„Hallo“, ließ die Stimme sich erneut vernehmen.

„Wer ist da?“, fragte Emily unsicher.

„Ich bin es, Helloweena!“

Ein seichter Wind wehte zum Fenster herein. Eine Hexe auf einem fliegenden Besen erschien. Nein, es war keine Hexe. Eine weiße Katze. Emily rieb sich ihre blauen Augen. Sie konnte es nicht glauben. Sah sie das wirklich? Die Katze sah lustig aus mit ihrem großen Spitzhut und dem schwarzen Umhang. Emily musste sogar kurz lachen.

„Komm näher“, rief die Katze mit einem frechen Augenzwinkern.

„Seit wann können Katzen sprechen und fliegen auf Besen“, entfuhr es Emily, „Du bist nicht real!“

Helloweena grinste. „Bin ich real? Spreche ich mit dir? So muss ich wohl real sein!“ Sie sprang von ihrem Besen direkt aufs Fensterbrett. Dort blieb sie ruhig sitzen. Der Besen jedoch sauste durchs Zimmer, umkreiste Emily und schlug ihr auf den Hosenboden.

„Au“, schrie Emily, „was soll denn das?“

„Hast du das gespürt?“, erkundigte sich die Katze, „Dann war das wohl auch real! Bin ich nun real?“

„Es fühlte sich jedenfalls so an“, gab Emily zu während ihr der Besen durchs Gesicht wuselte, „jetzt ist es aber genug!“, fügte sie hinzu.

Die Katze stieß einen Pfiff aus. Augenblicklich lehnte sich der Besen ans Fensterbrett. Helloweena setzte erneut ihr breites Grinsen auf.

„Was willst du überhaupt von mir?“, wollte das Mädchen wissen.

„Ich bin hier, um dich zu einer Reise einzuladen“.

„Eine Reise? Wohin denn?“

„Eine Reise durch die Halloweennacht. Bist du dabei?“

„Ich weiß nicht“, Emily zögerte.

„Was ist? Hast du Angst? Komm schon, es wird dir nichts geschehen!“

„Ich müsste aber meinen Eltern Bescheid sagen“.

„Die werden gar nichts mitbekommen. Sie schlafen tief und fest. Wenn sie morgen früh aufwachen, bist du längst zurück. Also, was ist? Ich frage dich zum letzten Mal!“

Inzwischen war Emilys Scheu in Neugier umgeschlagen. „Ja“, hörte sie sich mit fester Stimme sagen, „ich komme mit!“

Helloweena pfiff und der Besen schwebte senkrecht vor Emily. Ohne zu überlegen saß sie auf. Die Katze sprang ebenfalls auf den Besen. „Bereit?“, fragte sie noch einmal hinter sich blickend. Emily hob nur den Daumen nach oben. Schon sauste der Besen los. Emilys lange blonde Haare wehten im Wind. Helloweena schlug einen Salto und gleich noch einen zweiten. „Muss das sein?“, schrie Emily.

„Das macht doch Spaß“, lachte die Katze.

Sie schossen wie eine Rakete über die Stadt hinweg. Die Lichter in den Fenstern der Häuser nahm Emily nur als kleine Punkte wahr. Sie stiegen immer höher, bis sie den strahlenden Mond erreichten. „buhu buhu“, erklang es um sie herum.

„Das sind die Mondgeister“, erklärte Helloweena, „die sind harmlos“.

„Ich habe keine Angst“, stellte Emily klar.

„Buhu, buhu“. Die Stimmen der Mondgeister wurden lauter.

„Es sind die Mondgeister. Deshalb strahlt der Mond so“, rief Emily begeistert.

„Wir leuchten nur zu Helloween“, erzählten die Mondgeister mehrstimmig, „einmal im Jahr soll der Mond so hell sein wie die Sonne. Wir bereiten uns das ganze Jahr darauf vor, dem Mond seinen schönsten Anzug überzustreifen. Sieht er nicht toll aus?“

„Superschön“, bekundete Helloweena.

„Herrlich“, stimmte Emily zu, „einfach großartig!“

„Buhu, buhu“, millionen kleiner Lichtpunkte tanzten um den Mond herum. „Es lebe der Mond“, riefen die Mondgeister

Emily lachte fröhlich. Halloweena lachte mit. Die Geister stimmten ebenfalls mit ein. „Hi hi, huhu, ha ha ha“, schall es durch die Nacht

„So jetzt muss ich dich schnell zurück bringen“, sagte Halloweena unvermittelt, „Halloween ist gleich vorbei“.

„Was? Aber wieso? Es fängt doch gerade erst an“, Emily wollte nicht glauben was sie hörte. Sie wollte nicht, dass es schon vorbei ist.

„Die Mondgeister müssen bald schlafen gehen, damit sie den Mond auch nächstes Helloween wieder so schön erleuchten können“, erklärte Helloweena.

„Na gut. Schade, es war so schön. Lass mich den Mond noch einen Moment ansehen, damit ich es mir einprägen kann. Ich will es bis zum nächsten Halloween bewahren“.

Still blickten beide auf den leuchtenden Mond.

„Lebt wohl“, flüsterten die Mondgeister. Schon begannen einige an Helligkeit zu verlieren.

Halloweena pfiff, schlug noch einmal einen Salto und lenkte den Besen geschwind zurück in Emilys Zimmer.

Wenig später stand Emily wieder an ihrem Fenster. Halloweena war verschwunden und der Mond leuchtete nun viel schwächer. „Danke Halloweena. Es war schön“, rief sie der fliegenden Katze hinterher, die in der Ferne nur noch als ein kleiner Punkt sichtbar war.

 

„Happy Halloween“, rief die Katze aus der Ferne.